Mittwoch, 12. September 2007 – Aargauer Zeitung
Neu, anders, poetisch Alle nehmen Platz, man könnte eine Nadel fallen hören. Mystische Klänge stimmen auf das Geschehen ein. Wer kennt nicht das Grimm-Märchen von Aschenputtel, das von der Stiefmutter und -schwestern drangsaliert und zur Magd erniedrigt wird? Doch Aschenputtel kann tanzen und mit den Tieren reden. Neu und anders ist die Umsetzung des Märchenstoffes mit den Mitteln von Musik, Tanz und einem Erzähler im Hintergrund. Das Resultat ist ein poetisch-anmutiges Spiel, das wirkliche Kinder ebenso anspricht wie längst Erwachsene. Eine gezielte Auswahl an Musikinstrumenten kommt dabei zum Einsatz: kleine Gongs, klatschende Hände, kurze Schlaghölzer und lange Stäbe, ein Tastaturglockenspiel und – das Markenzeichen von Ania Losinger – ein xylofonartiger Tanzboden.
Ania Losinger gibt der Figur des Aschenbrödels verschiedene Gesichter – je nach Gefühlslage, zunächst unbefangen singend, hüpfend, dann das ganze Elend der Gemobbten ausdrückend, und schliesslich unbändig glücklich an der Seite des Prinzen. Tanz und Pantomime mischen sich zu einem virtuosen Ganzkörpereinsatz. Ania Losinger überzeugt durch aussergewöhnliche Ausdruckskraft, die sich von Szene zu Szene noch zu steigern scheint.
Während sich die Tänzerin und Choreografin ganz auf die Umsetzung der Figur Aschenputtels konzentriert, nimmt ihr Partner Matthias Eser verschiedene Funktionen wahr: als Musiker im Hintergrund, als komisch-energischer Tambourmajor, der die königliche Botschaft verkündet, und schliesslich als strahlender Prinz. Beide zeigen eine Parforceleistung an rhythmischer Präzision, die sich bisweilen zur Tanz-Ekstase steigert.
Ruth Merz