Ania Losinger’s getanzte Kunst begeistert und entspannt die Seele
Gabrielle Laube
Pyrmonter Nachrichten
Chinesische Medizin heilt den stressgeplagten Körper auf sanfte Art. Ganz ohne Heilpraktiker gelingt das auch der fernöstlichen Klangskulpturen-Performance von Ania Losinger, die einen schönen, entspannenden Abend für alle Sinne bietet. So schmälern am Donnerstag im wunderschön erleuchteten Palmenhaus nur die unbequemen Klappstühlen den Genuss.
Die Künstlerin betritt ihr Instrument. Nicht, dass an diesem Satz etwas falsch wäre – denn die Schweizerin losinger betanzt ihr selbst erfundenes Bodenxylophon “Xala” mit Flamenco-Klackerschuhen. Passende Drum-Mixturen von Mats Eser begleiten die Tänzerin, die mit langen Holzstäben und stampfenden Füssen auf dem Resonanzfloss aus Aluminium und Holz experimentelle Klänge erzeugt. An harmonisierende Übungen des Qigong erinnern nicht nur die minimalen Bewegungen der Stangen, sondern auch die Tänzerische Darbietung zur leisen Musik. Zuschauer flüstern, die Flamencotänzerin dreht sich anmutig mit einem übergrossen Fächer – eine wunderschöne Figur, die sich als Schatten an der Wand widerspiegelt. Der Regen auf dem Dach trommelt im Rhythmus der Musik, doch es Tröpfelt auch auf das Instrument. Schnell beseitigt die Künstlerin die Rutschgefahr und klackert wieter im harmonischen Dialog mit den gut gesetzten Drums. Ihre hochkonzentrierte Mimik entspricht dabei der einer Ballerina, die eine Haarsträhne aus ihrer Hochsteckfrisur verloren hat. Packende Rhythmen, gepaart mit elektronischen Geräuschen, erinnern an die Musik der Blue Man Group. Ausdrucksstärke zeigt Losinger bei “Karate”, einem Stück, bei dem sie kämpferisch die sperrigen Stöcke schwenkt.
Die unterschiedlichen Klänge der Bühnenböden beim Tanzen haben Losinger zum Bau des aussergewöhnlichen Instruments “Xala” inspiriert, erzählt Eser und schmunzelt über einen Kommentar “Auf so eine verrückte Idee können nur Schweizer kommen.” Verrückt? Nein, schwerelos wirkt diese Show aus intensiver Bewegung, verschmolzen mit sphärischen Musik.
Das Konzerterlebnis “fú” begeistert die knapp 65 Besucher. Daher ist das 90-minütige Sitzen auf den Stühlen – wider Erwarten – auszuhalten.