Ich wollte mit den Füßen Musik spielen.
Schon als Kind äusserte ich die Absicht, später einmal etwas mit Musik und Tanz machen zu wollen. Diese fixe transdisziplinäre Idee verlor sich in der Schulzeit. Jedoch nur scheinbar. Wie sich’s gehörte lernte ich zuerst Blockflöte, dann Klavier. Mit der Freude am Tanzen aber hat mich meine Großmutter lange vor der Schulpflicht angesteckt. Sehr genau musste ich mir ein Menuett oder eine Polka anhören, bevor sie mir die Schritte und Gesten zeigte, die ich präzise zur Musik tanzen sollte. Dann suchten wir in ihrem Fundus nach dem entsprechenden Kostüm, sie ließ mich darin tanzen und lehrte mich, die Bewegungen und den Ausdruck zu verfeinern und verinnerlichen. Dieses Einstudieren und Aufführen waren mein größtes Glück und ein geliebter Kontrast zum ebenso geliebten wilden Leben in der Natur.
Während des Klavierspielens erlebte ich kaum eine Verbindung zum Körper, nicht einmal zu den Ohren. Es strengte mich an, so still sitzen zu müssen und nur Augen und Finger arbeiten zu lassen. Doch wusste ich innerlich, dass ich nicht aufgeben durfte. Als im Unterricht einmal eine Stellvertreterin kam, verpasste sie mir gleich die sechs bulgarischen Tänze aus dem Mikrokosmos VI von Béla Bartók und entfachte endlich mein Feuer fürs Musizieren. Die ungeraden Rhythmen packten mich. Ich fühlte sie in mir drin, während ich sie spielte und erlebte ähnliche Begeisterung wie beim Tanzen…
Photos© Robertas Rūdys