Mittelbayerische Zeitung – 11 August 2011
Zwei Schweizer Künstler bringen die Minoritenkirche mit stimmungsvoller Rhythmik und individuellem Tanz zum klingen.
Regensburg. Das erste Bodenxylophon der Welt ist rechteckig und sieht aus wie eine erhöhte, glänzend-polierte Parkettfläche. Die Schweizer Tänzerin Ania Losinger ist seine erste und bis heute weltweit einzige Spielerin.
Was sich hinter Xala, dem nach dem baskischen Perkussionsinstrument “Txalaparta” benannten Instrument verbirgt, ist eine kleine musikalische Sensation: Exakt aufeinander abgestimmte Klangplatten werden durch Tanzschritte und zwei von der Interpretin senkrecht gehaltene, menschenhohe Stöcke zum Klingen gebracht.
Am Donnerstagabend erschuf sich die gebürtige Bernerin so, begleitet von Perkussionist und Marimbist Mats Eser, in der mittelalterlichen Minoritenkirche einen während des Tanzens entstehenden Klangteppich von eindrucksvoller Dynamik.
Wie die spielende Tänzerin selbst ist die Musik von Losinger und Eser in ständiger Bewegung und erreicht in ihrer alternierenden Polyrhythmik beizeiten fast orchestrale Kraft. Die immer wiederkehrenden harmonischen Muster und Melodiefragmente erinnern am Anfang an den repetitiven Minimalismus Terry Rileys oder des früheren Steve Reich. Doch bleiben sie nicht wie dieser in Raum und Zeit haften. Man merkt, dass Musik wie Tanz unmerklich, wie ein sich immerfort steigerndes Perpetuum mobile, vorwärts drängen.
Durch Esers außergewöhnliches Instrumentarium, das von der großen, fünfoktavigen Marimba dominiert wird, verwandelt sich das schlanke Mittelschiff der Klosterkirche für viele der Zuhörer an diesem Abend in einen fernöstlichen Meditationstempel.
Den im Raum kreisenden Klängen haftet etwas ungemein Ruhiges und Archaisches an, das den Hörer mit geschlossenen Augen nicht zum Verweilen einlädt, sondern vielmehr bestimmt. Unterschiedliche Trommeln, Becken und nicht zuletzt die asiatischen Gongs erzeugen diese ungeheuer verdichtete Atmosphäre.
Während Ania Losinger mit anmutigen Flamencoschritten in kleinen, konzentrischen Kreisen über die in orange-rotes Licht getauchte Tanz- und Klangfläche schwebt, meint man weit weg von allem Alltagstrubel zu sein – und man ist es in diesem Moment auch wirklich.
Albert Eibl