Als Flamencotänzerin und Rhythmikerin hat sich Ania Losinger der Faszination, ganzkörperlich am musikalischen Geschehen beteiligt zu sein, voll hingegeben. Der speziell präparierte Holzboden wird für sie zu einer Membrane; die Flamenco-Schuhe und die damit verbundene Fusstechnik entspricht in vielerlei Hinsicht den Handbewegungen eines Trommlers. Die Idee, gleichzeitig Tänzerin und Musikerin zu sein, gewinnt mehr und mehr an Bedeutung.
Durch die Zusammenarbeit mit Don Li beginnt sie sich, musikalisch und tänzerisch neu zu orientieren. Sie stellte sich dafür einen Tanzboden aus verschiedenen Hölzern und Metallplatten (zum Teil mit Tonabnehmern versehen) zusammen und spielt darauf von Don Li komponierte rhythmische Muster.
Zu dieser Zeit wird ihr bewusst, dass die spezielle Phrasierung, die durch das Spiel mit dem Körpergewicht/Gleichgewicht und durch das Tanzen der repetitiven Rhythmen entsteht, eine eigene Musik hervorbringt.
Daraus entspringt die Vision eines akustischen Klangbodens, der schwingende und gestimmte Töne hervorbringen soll, die entsprechend der Dynamik der Bewegung und der Schläge reagieren. Die Form dieses Klangbodens entwickelt sich in Zusammenarbeit mit Hamper von Niederhäusern (1997-99).
Nach mehreren Prototypen baut er Klangstäbe, die, auf einem speziellen Unterbau befestigt, sowohl einen menschlichen Körper tragen als auch gleichzeitig klingen können – die erste XALA.
Auf der Xala spielend – mit Flamencoschuhen und menschenhohen Stöcken – kann Ania Losinger die Musik visualisieren und dadurch das Publikum zum intensiven Zuhören bewegen. Die Selbstdarstellung im Tanz und in der musikalischen Virtuosität fällt weg zugunsten von Koordination, Sinnlichkeit, Präzision, Gleichgewicht, Durchlässigkeit, Spannung und Konzentration, die die getanzte Musik zum Schwingen bringen. Die Beschränkung des Tonumfanges, die Eigenheiten der Stimmung einzelner Klangstäbe, die räumliche Einschränkung im tänzerischen Sinne, wirken sich dabei sehr positiv aus auf die eigenständige künstlerische Aussagekraft.
1999 entsteht die erste Solo-Performance (Soneto) mit der Xala I in Zusammenarbeit mit Christian Mattis, die in der Schweiz, Deutschland und Italien zur Aufführung gelangt. 2001 produziert Ania Losinger zusammen mit dem Schweizer Radio DRS2 und Don Li die erste XALA-Solo-CD-Rom Ania Losinger XALA. Sie erschient unter dem Label Tonus-Music-Records, dessen Produkte unterdessen in mehreren Ländern weltweit vertrieben werden.
Unmittelbar danach haben Hamper von Nierderhäusern und Hanspeter Ehrsam das ganze Instrument (Xala I) mikrophoniert. D.h. in jedem der 24 Töne ist nun ein Tonabnehmer mit dazugehörendem Vorverstärker eingebaut. Mit meinem digitalen Mischpult ist die Möglichkeit gegeben, jeden einzelnen Ton anzusteuern und ihn elektronisch (durch Hervorheben einzelner Frequenzen und Beimischen von Effekten) zu bearbeiten.
Die Xala birgt eine Mischung aus Archaik und hochentwickelter Technik in Bauweise, Mikrophonierung und Spielweise. Nebst Ania Losingers eigener Forschungsarbeit mit diesem neuartigen Instrument, beeinflusst Don Li durch seine Kompositionen die Art, wie sie die Xala bespielt. Andererseits beeinflusst die Xala als akustisch-visuelles Instrument auch wesentlich seine Kompositionen. Diese fruchtbare Wechselwirkung führt nebst den Produktionen mit der Xala als Solo-Instrument u.a. zu Don Lis Speech-Pattern-Kompositionen The Longest Journey in New York 02, Time-Experience fürs Jazzfestival Willisau 03 und Jazzfestival Cully 04, zur einstündigen Komposition Tonus-Music für XALA und Symphonieorchester, die im Mai 03 unter der Leitung von Kaspar Zehnder im Grossen Saal des Casino Bern mit grossem Erfolg uraufgeführt worden ist.
Die Solo Live-Performance Ania Losinger XALA kommt in ganz Europa zur Aufführung.
Als weitere Dokumentation der Xala, erscheint 2005 der erste XALA-Ton-/ Bildträger (DVD), der noch mehr auf den visuellen Aspekt dieses Klangkörpers eingeht. Zu diesem Zweck hat Don Li eine einstündige elektronische Surround-Komposition für Xala und Streichquartett geschrieben (New Ballet for XALA).
Pierre-Yves Borgeaud (Gewinner des Goldenen Leoparden 03 in Locarno für Video) übernimmt die Regie für den Film. Seine Idee ist es, für diese DVD die bisher wenig gebrauchte Multiangel-Technik anzuwenden. Dies ermöglicht es dem/der Betrachter/in, interaktiv Perspektiven und Bildausschnitte auszuwählen, während die Surround-Musik weiterläuft.
Die Live-Performance von New Ballet For Xala ist u.a. am Jazzfestival Schaffhausen 05, Minimal-Music Festival in Kassel 05, BE Jazzfestival Bern 06 und im USM-showroom in Manhattan NY 05 zu erleben.
Nebst Anfragen für Workshops an Musikhochschulen und Lehrerfortbildungskursen und Musikgrundschulen (Trossingen DE, Bern, Aargau, Solothurn) sind aufgrund der Konzerttouren erste Aufträge von Bildungsanstalten und Heilpädagogischen Stätten an Hamper von Niederhäusern eingetroffen, die festinstallierte Xalas aus Stein, Metall und Holz in ihren Räumen wünschen. Somit kommt nicht nur das künstlerische, sondern auch das (heil)pädagogische Potenzial dieses Klangkörpers immer mehr zum Tragen.
Seit Februar 04 ist die neue Xala (XALA ll) fertiggestellt. All die Erfahrungen, die Ania Losinger und Hamper von Niederhäusern mit der Xala I machen konnten, haben zu einer Verbesserung des Klangspektrums, der Obertonstimmung, der Tonanordnung und der Transportmöglichkeit beigetragen.
Ania Losinger beginnt eine intensive Zusammenarbeit mit dem Musiker und Komponisten Mats Eser (Marimba/Percussion). 2005 entsteht die erste gemeinsame Komposition The Five Elements. Im Mittelpunkt dieser fünfteiligen Konzertperformance stehen Ania Losingers Xala II und Mats Esers fünfoktavige Marimba. Schon mit diesem Debut gelingt es ihnen, ein unverkennbares klangliches Universum zu schaffen, das sehr schnell Veranstalter und Publikum im In- und Ausland zu begeistern vermag (Festivals und Konzerte in der Schweiz, Deutschland, Russland, Finnland, Holland, Polen, Italien).
2007 entwickeln Ania Losinger und Mats Eser im Auftrag des Stadttheaters Winterthur eine Konzertperformance für Kinder und Jugendliche mit dem Titel “Schlag-Fertig-Los!”. Darin sind erste musiktheatralische Elemente enthalten. Diese Performance entwickeln sie weiter zum Musiktheaterstück Farbige Zeiten ou: l’invention de la cinquième saison, das in der Philharmonie Luxembourg zur Aufführung gelangt..
Zusammen mit dem Schauspieler und Regisseur Clo Bisaz erarbeiten sie 2007 das berühmte Märchen Aschenputtel. Das eigens dafür entwickelte Instrumentarium ist gleichzeitig Bühnenbild und besteht aus klingenden Objekten und dem betanzbaren, elektroakustischen Klangboden TM-Xala (TM bedeutet Tanzmeter). Aschenputtel tourt ab 2008 in ganz Europa. 2009 folgt die Uraufführung ihrer ersten szenischen Komposition Am Puls der Zeit und die Realisation ihrer ersten Filmmusik zum Dokumentar-Film “DIARIOS CINETICOS de una escultura de Angel Duarte” von Carlos Lügstenmann.
In der Uraufführung des Orchesterwerkes Tonus-Music für Xala, Marimba und Orchester 2008 in Burgdorf unter der Leitung von Bruno Stöckli kommt die Xala I wieder zum Einsatz.
Die CD-Produktion The Five Elements Vol. 1 mit Xala II und Marimba/Percussion erscheint 2009 in der Schweiz, Deutschland und in Oesterreich. Es folgt eine CD-Release Tour in ganz Europa.
Ania Losinger und Mats Eser sind Protagonisten im Schweizer Kino-Film Bödälä-Dance the Rhythm von Gitta Gsell, der im Januar 2010 an den Solothurner Filmtagen zur Uraufführung kommt, den Publikumspreis gewinnt und danach gesamtschweizerisch in den Kinos läuft. Nach weiteren Filmfestivals u.a. in Locarno und München gelangt “Bödälä-Dance the Rhythm” auch in Deutschland und Oesterreich in die Kinos.
Anfangs 2010 entwickeln Ania Losinger, Mats Eser und Hamper von Niederhäusern die Xala III. Die Xala III ist erstmals ein flugtaugliches Instrument, ca. 100 kg verteilt auf 5 Taschen, funktioniert elektroakustisch und ist eine Synthese aus der Xala II und dem Tanzmeter.
Im Sommer 2010 fliegt das Duo Losinger-Eser erstmals nach Shanghai, um an der Weltausstellung im Spanischen Pavillon während drei Wochen ihr neues Programm fú-getanzte Klangskulpturen zu spielen (Xala III und Minimal-Percussion).
Es folgen Aufführungen im In- und Ausland sowie 2011 eine weitere Premiere am BE Jazz-Winterfestival mit Xala III und Marimba/Percussion: Shanghai Patterns. Die Uraufführung von Scope mit Xala III und Fender Rhodes findet 2012 im Museum Franz Gertsch statt.
2014 erscheint die CD Trilogie mit Xala III (Fú, Shanghai Patterns, Scope).
2015 gründen Ania Losinger und Mats Eser zusammen mit Björn Meyer und Chrigel „Tian“ Bosshard die Band NEN [e]merging structures – hypnotic soundscapes . NEN spielt auf Festivals und in Clubs in der Schweiz, Deutschland und Italien. Die Musik dieser Band veröffentlichen sie auf nen-music.bandcamp.com.
2017 findet die Uraufführung der Komposition Music for an Open Space am Festival für Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd statt. Es ist seit dem Erstlingswerk The Five Elements wieder eine Komposition für das rein akustische Instrumentarium Xala II und Marimba/Percussion. 2018 folgt die Uraufführung der Bearbeitung dieses Werkes für Xala, Marimba und Orchester: Open Space Suite.
Die Zuwendung zu akustischen Klängen und Raumklängen, bringt die Begegnung mit dem Stahlcello-Spieler und Obertonsänger Jan Heinke. Mit ihm realisieren sie die LP/CD Produktion “The Lugano Session” (Co-Produktion mit dem RSI Lugano) und gründen das Trio AËR.
Schweizer Radiomagazin: “… Klangschichten und Rhythmen überlagern sich zu Kompositionen in der Tradition der Minimal Music, doch zauberhaft erneuert und ohne alle Mechanik. Ania Losinger tanzt auf ihrem Bodenxylophon Xala, entlockt ihm warme Töne, vibrierend im Klang von Stahlcello (Jan Heinke) und Marimba (Mats Eser). Die Bernerin, auf der Bühne pure physische Präsenz, wird auf der CD-Produktion Teil eines unsichtbar schwebenden Klang-Mobiles…”
Das Duo Losinger-Eser komponiert die Theatermusik für das Weihnachtsmärchen MOMO am Stadttheater Bern. Sie sind als MusikerInnen in die Inszenierung eingebunden, sie verkörpern mit ihrem Klang die Zeit und spielen live. Der MOMO-Soundtrack erscheint als CD.
Zum zwanzigjährigen Jubiläum der Xala, findet im Orbital Garden Bern eine Konzertreihe mit zahlreichen Uraufführungen statt. The Xala-Matrix.