Der Bund – Mittwoch, 15. Januar, 2015
Ania Losinger und Mats Eser präsentieren auf dem Album «Shanghai Patterns» Impressionen aus der chinesischen Metropole.
Etwas länger als 50 Minuten dauert der musikalische Trip durch das boomende Shanghai, auf den uns die Xala-Spielerin Ania Losinger und der Marimbaspieler und Perkussionist Mats Eser schicken. 50 Minuten sind nicht gerade viel Zeit, um eine der grössten Metropolen des Planeten zu entdecken.
Da muss man schnell fahren. So wirken die Eindrücke aus Shanghai wie ein Aquarell, aus einem rasant fahrenden Auto gemalt: verschwommen und doch mit konkreten Silhouetten und voller bildhafter Muster. Im verwobenen Takt aus Rhythmus und Klang wechseln diese Muster unentwegt Form und Farbe und lassen die Bilder der beeindruckenden Grossstadt im Vorbeiziehen erahnen.
Ab und an bremst der Wagen kurz ab und lässt einen kurzen, aber klaren Blick zu, weg vom hektischen Treiben. Ein Moment der Ruhe, dann schnellt das Fahrzeug weiter, und die Muster bauen sich von neuem auf.
Die Klangbilder reflektieren die Unruhe des Schmelztiegels genauso wie auch seine sinnliche Seite. Sie konzentrieren auf engem Raum die Eindrücke, die das Künstlerpaar Losinger und Eser während seines Aufenthalts in Shanghai, anlässlich seiner Auftritte im spanischen Pavillon der Weltausstellung 2010, in sich aufgesogen hat.
Auf der Bühne wird das Resultat als Gesamtkunstwerk präsentiert – eine Synthese von Musik und Tanz. Und plötzlich werden die von der Fantasie angeregten Bilder vor dem inneren Auge verdrängt. Auf ihrem einzigartigen Instrument, einem Klangkörper aus Holz und Metall, tanzt und stampft, schleift und klopft die ehemalige Flamencotänzerin Losinger die polyrhythmischen Muster mit kraftvoller Eleganz.
Mats Eser wirbelt auf Marimba, asiatischen Gongs und Trommeln. Die Augen des Publikums hören mit. Das von der Bernerin mitentwickelte Parkettbodenxylofon, die Xala 3, zieht die Blicke auch nach dem Konzert noch auf sich.