Berner Zeitung, 30. April, 2015
Interview: Tina Uhlmann
TANZ UND MUSIK Mit der Albumtrilogie «Fú», «Shanghai Patterns» und «Scope»präsentiert die tanzende Berner Musikerin Ania Losinger (45) einen Meilenstein ihrer Karriere. Heute und morgen führt sie mit Mats Eser in den Vidmarhallen auf, was die Xala, ihr selbst entwickeltes Bodenxylofon, hergibt.
Ania Losinger, ist der Abschluss der Albumtrilogie mit «Scope» auch ein Abschluss mit Ihrem Instrument, der Xala?
Ania Losinger: Eher der Abschluss einer Phase – und auch ein Neuanfang. Exakt in dem Moment, als wir das letzte Stück auf unserem dritten Album «Scope» aufgenommen haben, ein Stück mit dem Titel «Open Space I», ist mir klar geworden, wohin uns unsere Musik noch führen kann. Es war, als wäre ein Tor aufgegangen, hinter dem noch weitere «Open Spaces» auf ihre Entdeckung warten.
Auf dem neuen Album «Scope» haben Sie Ihren klanglichen Spielraum um artifizielle Sounds erweitert – dank der elektroakustischen Xala III. Wie funktioniert dieses Instrument?
Die Xala III ist ja als flugtaugliches Instrument gedacht, volumen- und gewichtreduziert. Damit es aber klanglich nicht kleiner, sondern grösser wird, haben wir die Klangplatten und Klangstäbe, die ich betanze, mit Kontaktmikrofonen versehen, die dann auf ein Mischpult gelangen und mit Effekten versehen werden.
Passiert das an Konzerten live?
Ja, es ist in unserem Zusammenspiel kein Ton zu hören, der nicht wirklich gespielt ist. Das akustische Signal kann aber elektronisch verfremdet werden, was vor allem auf «Scope» zu hören ist.
Wer hat die Xala III entwickelt?
Beteiligt waren Hamper von Niederhäusern, Xala-Bauer der ersten Stunde, Mats Eser und ich. Alle Forschungsarbeit an dieser Art von tanzend bespielbaren Klangkörpern werden wir zu dritt weiterführen.
Ist denn noch eineWeiterentwicklung der Xala denkbar?
Ein weiterer Xala-Typ ist schon skizziert. Es soll ein Instrument werden, das in allen Räumen gleichermassen zum Klingen kommt. Einerseits in überakustischen Sälen als rein akustisch klingendes Instrument, andererseits als ein mit Tonabnehmern verstärktes Instrument auf Bühnen.
Werden Sie und Mats Eser weiterhin als Duo auftreten?
Wir verstehen uns als Kernzelle, die für sich steht, aber auch in verschiedene Formationen eingebettet werden kann. Ein Bandprojekt ist schon in Arbeit. Und in einem weiteren Projekt werden Mats Eser und ich zu einem zweiköpfigen Orchester, dessen Musik choreografisch umgesetzt wird. Während wir live spielen, lässt eine Tanzkompanie unsere Komposition im Raum sichtbar werden.
Sie sind mit der Xala in all ihren Varianten seit fünfzehn Jahren unterwegs.Wo stehen Sie aktuell damit?
Als ich in Flamencoschuhen anfing, auf demersten Prototyp Xala zu tanzen, war das wie laufen lernen. Erst das Improvisieren und das Arbeiten mit diesem Klangobjekt, dann das Üben und das Spielen komplexer Rhythmen und das Finden interessanter Klänge haben die Xala überhaupt zu einem Instrument werden lassen. Jetzt habe ich das Gefühl, die lang angestrebte Synthese aus Musik und Tanz richtig umsetzen zu können.
Was macht das Tanzen auf Klangkörpern zu einer Lebensaufgabe?
Es gibt das Forschen an der Entwicklung der Xala und das Forschen an der Musik, an den Kompositionen, an der Bewegung, die zu Klang wird, an Rhythmen und Klängen, die den Körper in Schwingung versetzen, bis er tanzt und tanzt und tanzt. Ja, dies alles wird mich wohl bis an mein Lebensende beschäftigen.
Was ist auf diesem Weg Ihre nächste Destination?
Konkret werden wir nun mit den drei Liveperformances zu den CDs auf Europa-Tournee gehen. Dass wir in Bern mit der «Scope»-Premiere starten dürfen, freut uns besonders.