Freitag, 14. Januar 2005 – Blick
Bern. Sie hat 1999 die Xala erschaffen, das erste Bodenxylophon der Welt. Heute bringt Ania Losinger (35) mit dem Tonus String Quartet “New Ballet For Xala” zur Uraufführung.
Sie steht mit dem Rücken zum Publikum, sanft bringt Ania Losinger mit langen Stöcken und Flamencoschuhen ihr 400 Kilogramm schweres Instrument zum Klingen. Warme Tonfarben füllen den Kellerraum in der Berner Altstadt. Die sich wiederholenden Klangfolgen schaffen eine mystische, meditative Atmosphähre. Langsam erhöht sich die Intensität, Losinger dreht sich um. Hoch konzentriert, die Knie leicht angewinkelt, bewegt sie sich auf der tönenden Unterlage.
Musiker und Tänzerin tragen Kopfhörer. Versteckt im Hintergrund sitzt Komponist und Soundtüftler Don Li (34) am Computer und ergänzt die akustischen Klänge mit elektronischer Musik. Was hier gemacht wird ist musikalisches Neuland. Für Li war das aussergewöhnliche Instrument mit seiner tonalen Begrenzung eine Herausforderung: “Ich hatte das Xala abgezeichnet, damit ich überprüfen konnte, ob die Tonfolgen machbar sind”.
Seit fünf Jahren tritt Losinger mit dem Xala auf. Bei ihren Solo-Stücken hat der Tanz einen höheren Stellenwert als bei der Arbeit mit Live-Musikern. Die Bewegungen sind virtuoser, die feurige Kraft des Flamencos ist stark präsent. In “New Ballet For Xala” reduziert sie ihre Aktionen auf das für die Musik Nötigste. Nie verlässt sie ihr Instrument. “Das Feuer ist aber auch hier vorhanden. Nur eben viel versteckter, auf einer anderen Ebene”, sagt sie.
Losinger einzuordnen ist fast nicht möglich. Mit ihren Solo-Stücken ist sie in der internationalen Tanzszene erfolgreich, sie spielte aber auch schon mit dem Berner Symphonieorchester im grossen Casino-Saal oder in einer anderen Formation am Jazz-Festival Willisau…
Rico Bandle