Kieler Nachrichten – 23 September 2006

Es wirkt wie ein wahr gewordener Traum – der Traum einer Frau, die Musikerin und Tänzerin zugleich ist.

Ein Instrument, so gross, dass man es begehen kann, sich ganz und gar einhüllen kann von seinem Klang, und auf ihm spielt, indem man darauf tanzt. Ania Losinger hat sich diesen Traum erfüllt; gemeinsam mit dem Perkussionisten Matthias Eser faszinierte sie im Lutterbeker mit einer einzigartigen Musik-Performance.

…Im perfekten Wechselspiel nehmen Losinger und Eser gegenseitig die Töne auf, führen sie weiter, gegenläufig oder miteinander, ein hochdynamischer Prozess. “The Five Elements” nennen die beiden ihre Performance. Ihre Kompositionen, in denen herkömmliche Vorstellungen von Melodie und Rhythmus aufgehoben scheinen, weben immer wieder neue klangliche Muster. Mal meint man, afrikanische Töne herauszuhören, mal klingt es asiatisch, wenn ein mächtiger Gong wummert, doch das sind nur Spuren. Auch die Grundidee, die fünf Elemente – Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser – in fünf Kompositionen umzusetzen, ist nur ein Deutungsvorschlag und kein verkitschter Esoterik-Kram.

Eher minimalistisch und sehr modern erscheinen die oft repetitiven, aber dennoch stets spannenden Klanggebilde. Sehr assoziativ sind sie obendrein, wenn sie Stimmungen variieren von überschwänglich bis schwermütig schleppend. Wenn Ania Losinger dann noch die Holzstäbe tänzerisch im Arm wiegt und die Marimba dazu die Töne tröpfeln lässt, entstehen ganz von selbst Bilder im Kopf des Zuhörers.

Beate Jänicke